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Ehemaliges Kloster

Die Ausgrabungen (1992 - 1993) auf dem Gelände des ehemaligen Klosters Münchsmünsters

Der geplante Neubau des örtlichen Kindergartens auf dem Gelände des ehemaligen Klosters, im Osten des heutigen Ortes gelegen, machte archäologische Untersuchungen unter der Leitung des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege erforderlich. 1992 und 1993 wurden somit Ausgrabungen im Bereich des Baugrundes des zukünftigen Kindergartens durchgeführt. Der Baugrund lag im ehemaligen Vorhofbereich des Klosters mit seinen Wirtschafts- und Torbauten, welcher der Klosterkirche und den Konventgebäuden westlich vorgelagert war.

Der Stich des Klosters von Michael Wenig stammt aus dem ersten Band (Rentamt München) seiner "Historico - Topographica Descriptio von Ober- und Niederbayern", der 1701 erschienen ist. Er verdeutlicht die oben angesprochene Lage der einzelnen Gebäude. Der Klosterkomplex wurde im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts auf Abbruch versteigert und niedergelegt.

Das Steinmaterial wurde hauptsächlich zum Bau neuer Häuser (u.a. Gasthof Rauscher) verwendet. Das Gebäude des ehemaligen Forstamtes (Dr.-Eisenmann-Str. 12) ist der einzige bauliche Überrest der Klosteranlage. Sein Kernbau gehörte zum Torbereich des Klosters. Das ursprüngliche Dach wurde im Jahr 1688 (d) durch ein neues steiles Satteldach mit insgesamt drei Dachgeschossen ersetzt. An der südlichen Giebelwand befinden sich die sog. "Sackmaße", deren eigentliche Funktion unklar ist.

Ein weiterer "stehender" Bauteil ist das Westportal der ehemaligen Klosterkirche St. Peter. Dessen Archivolten und Gewände verkaufte 1819 ein Kaufmann aus Münchsmünster an den Stadtmagistrat von Landshut. Dort integrierte man diese in den Bau des Friedhofsportals, der 1820 vollendet wurde. Ein Stich von Pfarrer Anton Nagel aus seinem Werk "Notitae origines domus Boicae illustrantes" von 1804 zeigt entgegen der in der Literatur verbreiteten Annahme einer missverstandenen Wiedergabe nach bisherigen Erkenntnissen sicherlich den ursprünglichen Zustand des Westportals.

Auffällig ist der äußerst reiche plastische Schmuck sowohl am Portal als auch in der von einem Rechteckrahmen eingefassten Zone. Hier wurden zwei verwendete Bildsteine verbaut. Durch den Einbau der Archivolten und Gewände in das Friedhofsportal von Landshut ist uns aber sowohl ein kunstgeschichtlich bedeutendes als auch das größte zusammenhängende Bauelement der abgegangenen Klosterkirche erhalten geblieben. Weitere Architekturfragmente der Klosterkirche befinden sich heute im Bayerischen Nationalmuseum in München. Das Museum erwarb in den Jahren 1891 und 1892 diese aus Privatbesitz in Münchsmünster, wo sie z.T. in Gebäuden eingemauert waren.

Stellvertretend sind hier zwei dieser Architekturfragmente abgebildet.

Das Bild rechts zeigt eine Drachenbasis. Auf dem Türsturz unten ist in der Mitte das Brustbild des Salvators dargestellt, rechts neben ihm die Sonne und links der Mond. Vor Ort in Münchsmünster und der nahen Umgebung sind weitere Architekturfragmente in Privatbesitz bzw. in der Seelenkapelle erhalten. Erwähnenswert ist der Neufund eines reich verzierten Bogensteines in Mitterwöhr.

Bei den Ausgrabungen 1992 und 1993 kamen, trotz der im Vergleich mit der Gesamtfläche der Klosteranlage kleinen Grabungsfläche, bedeutende Funde und Befunde zutage.

Älterster Befund ist eine zweiphasige Saalkirche mit eingezogenem Rechteckchor, die in ottonische sprich vorromanische Zeit (10./11. Jh.) datiert. Aus romanischer Zeit stammen ein Teil des Fundamentes des Südturmes der Klosterkirche sowie mögliche Reste eines Atriums. Aus spätmittelalterlicher Zeit konnte ein Teil der Westfront der Konventgebäude mit vorgelagertem Brunnen (Holzunterbau 1408/09) ergraben werden. Der Abbruch im 19. Jahrhundert hat auch im archäologischen Befund deutliche Spuren hinterlassen.

Im freigelegten Teilbereich des Westflügels der Konventgebäude wurde ein Schüsselboden ergraben. Er bestand aus mit ihrer Öffnung nach unten versetzten Schüsselkacheln, die in den anstehenden Lehm gedrückt waren. Die Funktion ist nach wie vor nicht ganz geklärt. Denkbar ist eine isolierende Funktion gegen aufsteigende Feuchtigkeit.

Andererseits könnte dieser Unterbau zur Regulierung des Raumklimas gedient haben, da es sich um einen ehemaligen Kellerraum handelt. Dies würde einen solchen Arbeitsaufwand (ca. 280 versetzte Schüllelkacheln im ergrabenen Bereich) sicherlich rechtfertigen.

Eine weitere "Fundgrube" stellte ein freigelegter Brunnen aus dem Jahr 1408/09 dar, der sich an der Westfront der Konventgebäude befand. Bei der Ausnahme der Brunnenverfüllung kamen neben einigen kompletten Keramik-gefäßen und zahlreichen Keramikscherben weiterhin Glas- und Holzfunde zutage.

Bei den Glasfunden handelt es sich um einen Emaillebecher, zwei Glasflaschen und Bruchstücke von weiteren Glasgefäßen.

Die Holzfunde umfassen vier Holzkugeln und eine halbe Daubenschüssel.

Ergänzt wird das Fundmaterial durch einen Lederschuh. Das gesamte Fundmaterial aus dem Brunnen ist spätmittelalterlicher Zeitstellung.

Das Bild links zeigt den Brunnen während der Ausgrabungen im Jahr 1993. Proben aus den im unteren Bildteil zu sehenden Holzbalken des Brunnens datierten diesen auf das Jahr 1408/09.

Rechts ist eine der vier gefundenen Holzkugeln zu sehen. Aus der Brunnenverfülllung konnten einige komplette Keramikgefäße geborgen werden.

Neben den rechts gezeigten Töpfen befanden sich in dieser weiterhin auch Schüsseln.

Neben den Glasfragmenten einer bauchig-ovalen Flasche mit kobaltblauen Fadenauflagen im Halsbereich und einer Rippenflasche fanden sich Bruchstücke eines Emaillebechers.

Die Restaurierung der Fragmente erfolgte in der Außenstelle Ingolstadt des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege. Dieser Fundkomplex von mittelalterlichem Glas liefert einen fast vollständigen Querschnitt des mittelalterlichen Tafelglases des ausgehenden 13. bis 14. Jahrhunderts in Europa. Er beeindruckt sowohl durch das hohe künstlerische Niveau als auch durch das große handwerkliche Geschick, mit dem die Gläser hergestellt wurden. Auf dem links gezeigten Emaillebecher konnte ein Schriftzug im oberen Teil sicher gestellt werden. Die Deutung desselben lautet mit großer Wahrscheinlichkeit: "Cum sinis, comede a portione", d.h. "Wenn es gestattet ist, verzehre nach Deinem Anteil".

Die Befunde der Grabungen 1992 und 1993 wurden im Rahmen einer Magisterarbeit am Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit der Otto-Friedrich-Universität Bamberg ausgewertet.

Literatur:

Michael Jandejsek, Monasterium monachorum. Das ehemalige Kloster Münchsmünster (Lkr. Pfaffenhofen a.d.Ilm). Versuch einer Rekonstruktion der Baugeschichte (Magisterarbeit Universität Bamberg 2002).

Ders., Münchsmünster: Ehemaliges Klostergelände. Ingolstadt und der oberbayerische Donauraum. Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland. Band 42 (Stuttgart 2003) 188 - 190.

Ders., Die Ausgrabungen 1992/1993 auf dem ehemaligen Klostergelände Münchsmünster, Lkr Pfaffenhofen a.d.Ilm. Bericht der Bayerischen Bodendenkmalpflege (in Vorbereitung).

Michael Jandejsek M.A. (Bamberg)

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